Zwei Wochen ist es her, dass ich aus meinem Weihnachtsurlaub in Deutschland wieder nach Portugal zurückgekehrt bin. Nun habe ich mich wieder Hals über Kopf in mein Projekt gestürzt, die Arbeit in einem Kindergarten. Hier unterrichte ich zweimal wöchentlich Englisch und helfe den Kindergärtnerinnen auch bei allen anderen Dingen, die anfallen. Füttern, spielen, Ausflüge machen, aufräumen...
Hier ein Paar Eindrücke von den Dingen, wie ich sie zur Zeit erlebe.
Es lichtet sich am wolkenverhangenen Horizont, der seinen Kreis an nass-grauen Tagen noch enger geschnürt zu haben scheint. Plötzlich habe ich kilometerweite, klare Sicht und erahne auf der letzten Landzunge vorm Meerufer sogar schon meine Abreise. Die aber ist uninteressant, ragen viel näher doch die Besuche meiner beiden besten Freundinnen bis in Dunstes Höhe, in deren geografischer Mitte sich dazu noch ein Spanienreise- Plateau erhebt.
Ein Gedanke, der an Januartagen in keinen Kopf geht, schiebt sich so langsam zurück in mein Bewusstsein: Die Zeit kommt mir entgegen und erhebt keinen geringeren Anspruch, als den, für weitreichende Erinnerungen getaugt zu haben.
Diese selbstreflektiven Einsichten waren mit Sicherheit schon ein Vorab- Auszug aus unserem nächsten und gleichzeitig auch letzten EVS- Seminar, zu welchem wir ab übermorgen wieder für drei Tage in die Panorama- Jugendherberge nach Almada geladen sind. Wir drei (...die übrigens weit und breit von den diesjährigen, bestimmt 50, 60 Portugal- Freiwilligen als Einzige an der isolierten Algarve stationiert sind!) werden neben den ganzen Leuten aus Lissabon, Porto und Umgebung bestimmt wieder die Exoten geben... Nebenbei aber auch im Vergleich mit den Anderen und ihren Projekten die Sicherheit zurückerlangen: „Ja sind wir denn normal?" Nein, das sind wir erlebnissüchtigen Auswanderer auf Zeit wohl alle nicht, Gott sei Dank!
Um auch ein für alle mal mit allem unberechtigten Neid aufzuräumen: Auch in unserem Kindergarten reihen sich Hustensaft- Flaschen dicht an dicht, und die nicht vorhanden geglaubte Regenrinne direkt über meinem Zimmer beplätschert mich mit dem nicht gerade fantasievollen Soundtrack des Winters, eine Lapalie, wenn man hört, dass Orkan Klaus nebenan in Spanien gerade ein Dutzend Menschenleben gefordert hat. Anstatt die Dinge aber in eine pessimistische Gedankenstatik einzubauen, ermahne ich mich, an das Werdende zu glauben. Woran zum Beispiel merkt man, dass ein eigentlich unmerklicher Lernprozess im Rollen ist? ...Wenn man mich auf Portugiesisch plötzlich zum Lachen bringen kann!
Até mais, bis auf weiteres,
Johanna.