Einen wunderbaren guten Tag lieben Freunde!
Angespornt durch die streberhaften Beiträge von meinen lieben Mitfreiwilligen, die nicht abreißenden Anfragen der Agsa und nicht zuletzt um die immens übertriebenen Darstellungen in Christophs Ausführungen- die aufgrund der Überlänge zumindest mich überfordern- richtig zustellen, schreibe ich nun auch mal ein wenig.
Neben einigen Schwierigkeiten zu Beginn, wie das Finden von Haferflocken, Schmand und Schwarzbrot im Supermarkt oder die beinahe Unmöglichkeit mich zu verständigen, die darausfolgende Isolation und das Vermissen meiner daheimgebliebenen Freunde, hab ich mich nun irgendwie eingelebt. Hier in Murcia. Einer kleineren untouristischen Universitätsstadt im Süden Spaniens, die neben der Kathedrale ein berühmtes Casino -welches jedoch auf unbestimmte Zeit geschlossen ist- und den meist verschmutzesten Fluss Spaniens aufweisen kann. Das Meer ist 40 Minuten entfernt. Falls das Irgendjemanden interessiert. Ich werde nämlich des Öfteres dannach gefragt. Die Murcianer und Murcianerinnen nuscheln beim Sprechen, bauen viel Obst und Gemüse an, sind typisch spanisch etwas langsamer und komisch. Komisch bezieht sich vielleicht auch auf die Spanier im Allgemeinen und soll ausdrücken, dass ich mich zuweilen mit der Kultur einfach nicht identifizieren kann. Beispielsweise die Prozessionen in der Osterwoche in der vermummte, dem KluKluxKlan ähnliche Gestalten riesige Heiligenfiguren durch die Stadt tragen oder die Bando de la Huerta, in der Menschenmassen in Gartentrachten Einkaufswagen mit Alkohol mit sich führen und es sich dann in den Parks und Straßen bequem machen um mittags mit dem Antrinken zu beginnen. Dieses Jahr mussten um 12Uhr schon 3 Huertaner wegen übermäßigen Alkoholkonsums in ein Krankenhaus gebracht werden. Um 15Uhr waren es 48. Im Endeffekt 127. Das stand so jedenfalls in der Zeitung. Wenn ich das richtig verstanden habe. Der Tag war anstrengender als die Donnerstagmorgen an denen ich mich immer mit den Omas, die in Kolonnen mit ihren Einkaufswägelchen zum Wochenmarkt ziehen, um Obst und Gemüse drängeln muss.
In der Woche dannach ziehen Männer mit Glitzerumhängen oder Schalfanzügen -oder was auch immer das sein soll - mitsamt Blaskapellen umher. Und der Höhepunkt ist dann die große Sardine. Die wird abgebrannt. Mitten auf der Hauptstraße. Und alle freuen sich.
So ist das hier. Jetzt habt ihr hoffentlich einen kleinen Einblick.
Ich arbeite übrigens mit Kindern aus sozialschwachen Familien zusammen. Aber über unsere Arbeit hat der Herr Christoph Weber ja schon ausführlich berichtet.
Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle recht fröhlich und freundlich verabschieden. Mein Bein schläft nämlich gerade ein.
Einen herzlichen, ein wenig verregneten, heizstrahlwarmen und schläfrigen Gruß aus Südspanien.
anne.
jetzt alias Ana.