Ohne fahrbaren Kamerauntersatz wären wir in diesen 10 Tagen nicht herumgekommen, bei all den Metrokarten die ich nicht kaufte und jenen Kilometern, die stattdessen meine Füße gingen. Auch auf den ein oder anderen Scheinwerfer hätte man an Tagen des trüben, nieseligen Wetters zurückgreifen müssen. In allem Überfluss vorhanden aber waren die Motive.
Zoomen wir auf die fünfhundertmeterlange Schlange vorm Picassomuseum, vielleicht auch auf das ein oder andere Kunstwerk aus seiner Sammlung. Genauso farbenfroh aber dazu noch speicheltreibend: die große Pfanne Paella, die ich mir mit meiner Hostelzimmernachbarin teilte. Soll es eine anspruchsvolle Reisereportage werden, so blenden wir den betongesäumten Strand und die Touristenaorta „La Rambla" aus.
Ein Sprung im Zeitraffer und der Zuschauer staunt über die konsequenten Sicherheitsmaßnahmen, die er mit den Madridanschlägen von 2004 in Verbindung bringt. Nur ein Paar Sekunden reibt er sich in der Szene die Augen, in der der Koffer - inzwischen wieder mit von der Partie- am Zugbahnhof Barcelona durchleuchtet wird, bevor er den fluggleichen Bedienungsservice des Renfe- Zuges bewundert, der, die spanische Mittelmeerküste hinab, zum nächsten Drehort fährt.
Ganz ohne manipulative Kameraeinstellungen erkennt der Zuschauer Valencia schnell als kleineres, ruhigeres und saubereres Barcelona und folgt mir über die Palmenalleen durch die historische Altstadt, den weitläufigen Stadtpark und ins Kaufhaus, wo ich mich mit Abschluss eines Vertrages über die Anschaffung eines Regenschirms der Witterung endgültig geschlagen gebe. ...Ohne weitere Folgen, denn keine Wetterlage scheint es zu verstehen, diese schöne Stadt zu entthronen.
Trägt man den Zuschauer dann aber im Billigflieger in Spaniens stolze Hauptstadt davon, landet er verstört und unsanft: Madrid trägt das Prädikat „bewohnbar" und legt keinen gesonderten Wert darauf, es dem Massentourismus bequem zu machen, bloß nicht die tatsächlichen Bewohner vergraulen! Oktruierten einem in Barcelona noch die versammelten Menschentrauben, was als Attraktion zu bezeichen sei, so wollen Kuriositäten in Madrid nun selbst gefunden werden. Statt eines touristischen 5-Gänge Menüs bekommt der Madrid- Tourist ein Buffet vor die Nase. Bezahlt wird mit Neugier auf Entdeckungen.
Drei Städte; keine wie die Andere und doch allesamt Ortsteile des kleinen Fleckchens Welt. In keiner als „Fremde" abgestellt, in jeder ein Stück zu Hause. Hier eine andere deutsche Montpellier -Exilistin, da eine Minnesotanerin. Dort ein paar vertraute Worte auf Portugiesisch mit einem brasilianischen Zimmernachbarn, bevor mir in Madrid meine Freundin aus Magdeburg gegenüber steht. Abspann: Zuhause kann überall sein.