Fasching- eine Wahl der Qual
Sollte ich mir intolerant vorkommen, weil ich mit meiner vorgefertigten Abneigung vielleicht eine nicht vorhersehbare Erfahrung hab sausen lassen? Nein, ich habe mir aus eigener Überzeugung herausgenommen, der Faschingszeit die kalte Schulter zu zeigen, mich nicht zu verkleiden und den portugiesischen Nationalfeiertag, den Karnevalsdienstag, mit meiner normalen Routine zu übergehen. Immerhin, bei einem Karnevalsumzug waren auch wir: nachdem wir das ausgehändigte Konfetti wahllos verstreut hatten, entflohen wir der brasilianischen Gute- Laune Musik aber wieder recht fix.
Auch nach Ende des Aschermittwochs bleibe ich den allgemeinen Regeln abtrünnig. Der Zufall will es, dass meine neu entdeckte Passion, das Kochen, leider keinerlei Fastenanstalten vorsieht. Finde ich Vormittags ein Rezept, so kratze ich gedanklich auf der Stelle alle verfügbaren Zutaten zusammen, bin bis spätestens zur Mittagspause im Supermarkt, sinniere nachmittags im Dienst schon über die Prozedur und Arbeitsschritte, um abends dann zur Tat zu schreiten und wenig später meine Kreation feierlich zu zelebrieren. ...Wäre da hinterher nicht immer der Abwasch!
Ab Freitag darf ich dann meine liebe Mella bekochen, wenn sie denn, wie geplant, den Weg in den äußersten Südwesten findet. Bleibt zu hoffen, dass nicht ausgerechnet in dieser Woche wieder das lärmende Teenager- Handballteam kommt und im Nachbarzimmer sein Trainingslager aufschlägt. Oder die bisher stabile Sonnenscheindauer einer Rezession verfällt, oder, oder, oder. Gastgebersein ist nicht unbedingt leichter, wenn man selbst ein Gast ist. ...Hört ihr nun einmal eine Weile nichts von mir, so sucht mich doch bitte in Sevilla. Dorthin wird es uns nämlich ein Paar Tage verschlagen. Aus eigenem Willen, da braucht das Handballteam gar nicht nachzuhelfen.
Viele liebe Grüße,
Johanna.